Tauben - Ratten der Luft
Diese Abhandlung legt die wissenschaftlichen Erkenntnisse über Tauben in den Grundzügen dar und unsere persönliche, über 18-jährige Erfahrung.
Der Vorfahre:
Die Felsentaube Columbis livia livia ist der Vorfahre aller Haustauben und deren Abkömmlingen, der Stadttauben.
Die Lebensräume:
Die ursprünglichen Lebensräume der Felsentaube sind zerklüftete Felsküsten mit Höhlen, Grotten und tiefen Rissen im Gestein. Dieses Verhalten ist auch bei der heutigen verwilderten Haustaube wiederzufinden. Die frühesten Ansiedlungen in Städten waren an zentralen Marktplätzen mit ihren herrschenden Gebäuden. Diese Gebäude mit ihren riesigen Speichern waren geeignete Nistbereiche. Auf Gesimsen, Profilierungen, Dachüberständen usw. konnten ganze Schwärme absitzen.
Die Bestandsentwicklung:
Nach 1950 nahmen die Stadttauben in den größeren Städten stark zu. Der Weltbestand wird heute auf über 600 Mio. geschätzt. Die Gründe für diese rasante Entwicklung sind folgende:
Ein Teil des Überflusses unserer Wohlstandsgesellschaft landet auf der Straße.
Achtlos weggeworfene Nahrungsmittel und übertriebene Fütterung durch Taubenfreunde bilden heute die wichtigste Nahrungsgrundlage in der Stadt.
Durch die Verlagerung des Futterangebotes vom Feld in die Stadt, entzog sich die Stadttaube weitgehend ihrer natürlichen Regulation durch angestammte Feinde und durch die Härten des Winters, nämlich Nahrungsmangel und
Kältestress.
Die Stadttaube, ein gesellschaftliches Problem!
Für das Überleben der Stadttaube ist die Einstellung der Bevölkerung entscheidend. Vereinsamte ältere Menschen, welche keine Haustiere halten können, nehmen sich meist in rührender Weise den Tauben an. Sie verteidigen ihre "Adoptivkinder" erbittert gegen jeglichen Versuch, deren Bestände auf ein biologisch sinnvolles Maß zu reduzieren.
Nahrung- und Ernährungsstrategien der Stadttaube:
Die Stadttauben oder auch die verwilderten Haustauben haben sich völlig dem Nahrungsangebot der Stadt angepasst. Der ehemalige Körnerfresser wurde in unseren Städten zum Allesfresser. Eine hungrige Stadttaube frisst sogar Fleisch, Schokolade, Käse, Salat und saure Gurken.
Kropfanalysen bei Stadttauben zeigten, dass im Stadtzentrum rund 80 % der Futterqualität von Taubenfreunden stammen. In der Stadtperipherie hingegen waren es nur 7 %. Geschickt setzt die Stadttaube bestimmte Verhaltensweisen ein, um Menschen dazu zu bringen, ihr einen Bissen hinunterzuwerfen oder sie sogar regelmäßig zu füttern. Die Nahrungsqualitäten werden von den Taubenfreunden speziell für Tauben gekauft. Eine bekannte "Taubenmutter" kauft seit Jahren jede Woche etwa 120 kg Futterweizen und Mais ein. Damit kann sie rund 900 Stadttauben ernähren. Mit ihrer Leidenschaft ist sie indirekt für über 2 t Taubenkot erantwortlich, welcher zum Schaden vieler Hausbesitzer, Fassaden verschmutzt und schädigt.
Die Fortpflanzung in der Stadt:
Unsere Stadttauben brüten während des ganzen Jahres und können so dem durch die Taubenfreunde verursachten kontinuierlichen Nahrungsangebot optimal entsprechen. Bei Paaren, welche über eine besonders gute Nahrungsquelle verfügen, kann bereits am 20. Lebenstag der Nestlinge weiteres Gelege bebrütet werden.
Vergleichen wir einen Brutschwarm aus dem Stadtzentrum mit einem aus der Stadtperipherie, so zeigt sich, dass in beiden Schwärmen durchschnittlich etwa gleichviel Eier pro Paar abgelegt werden. (Peripherie 11 Eier, Zentrum 8,4 Eier pro Paar und Jahr). Trotzdem erreichen im Stadtzentrum nur etwa halb so viele Nestlinge die Flugreife wie an der Stadtperipherie (Peripherie 5, Zentrum 3 Junge pro Paar und Jahr).
Die gesundheitlichen Gefahren für den Menschen:
Mit dem starken Anstieg der Population wuchs der Bedarf an artgerechten Nistplätzen, so dass eine höhere Dichte an Stadttauben in den Schlägen und an den Fassaden zu starken Verschmutzungen durch Kot und verwesende Kadaver führte. Die Dichte der Stadttauben begünstigt das Auftreten verschiedener Parasiten und Krankheiten.
Diese sind im Wesentlichen:
Methosen (Papageienkrankheit) | |
Hirnhautentzündung | |
Erkrankung der Atemwege | |
Pseudotuberkulose | |
Salmonellen | |
Kolibakterien | |
Milben u.a.m. |
Die größte Gefahr geht jedoch von den Taubenzecken aus. Bei der Untersuchung an Nestlingen konnten bis zu 38 Zecken an einem Tier gezählt werden. Zecken verstecken sich tagsüber in Holzritzen und unter den Nestern. Nachts befallen sie die völlig hilflosen Nestlinge an den Beinen und am Bauch. Während der etwa 20 Minuten dauernden Mahlzeit kann jede Zecke 0,3 Milliliter Blut aufnehmen. Aus den Eiern der Zecken schlüpfen sechsbeinige Nymphen, die, eingegraben in die Haut von Nestlingen 7-9 Tage ununterbrochen saugen. So können sie von Jungtauben auch in andere Taubenschläge verschleppt werden. Erwachsene Zecken sind unglaublich resistent gegen Gifte und können bis zu 13 Jahre hungern. Ihre Lebensdauer wird auf über 20 Jahre geschätzt.
Taubenzecken können auch den Menschen befallen. Es sind mehrere Fälle von gestochenen Menschen bekannt, deren Krankheitsgeschichte einen dramatischen Verlauf nahm. Neben heftigen Hautreaktionen können äußerst schwere allergische Reaktionen auftreten. Dank ihrer enormen Hungerfähigkeit suchen Zecken erst nach Jahren neue Opfer und können auf diese Weise in Wohnungen gelangen. Neben den Taubenzecken sind Taubenflöhe und die rote Blutmilbe gefürchtete Blutsauger, welche gerne in menschliche Wohnungen einwandern. Kot und verwesende tote Tiere führen vor allem in den warmen Jahreszeiten zu starken Geruchsbelästigungen. An den Nistplätzen der Stadttauben leben viele Organismen (vor allem Käfer). Geraten diese Reduzenten in menschliche Wohnungen, können sie an Teppichen und Ledermöbeln große Schäden anrichten.
Die Bekämpfungsmethoden:
Heute gibt es auf dem Markt eine große Palette mechanischer und elektrischer Taubenabwehrsysteme. Sie alle haben die Aufgabe, die Tauben von ihren Sitz- und Nistplätzen fernzuhalten. Eine fachmännische Taubenabwehr bedeutet nicht nur die Vertreibung der Taube von einem bestimmten Objekt, sondern die Konsequenz daraus ist auch eine Verringerung der Population. Da eine Taubenabwehrmaßnahme immer mit Kosten, teilweise sogar mit großem finanziellem Aufwand verbunden ist, sollte man die Durchführung dieser Arbeiten einem erfahrenen Fachunternehmen übertragen. Nur dort bekommen Sie die Gewährleistung der Taubenfreiheit, die meist gewünschte geringe optische Beeinträchtigung des ebäudes und eine tierschutzrechtlich abgesicherte Abwehrmethode.
Jeanette Waldhoff